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Von Menschen und Möwen

Sommer, Urlaub am Meer – was gibt es für meinen Mensch Schöneres? Denkste! Am ersten Urlaubstag wird sie in Nizza von einer Feuerqualle attackiert und durch großflächigen Beschuss außer Gefecht gesetzt. Damit noch nicht genug folgt Mundraub. Mein Mensch scheint nachhaltig ge- sorry, verstört. Das Quallenmal verheilt, das Möwentrauma bleibt. Sie sinniert noch immer über das große Thema „Essensdiebstahl durch Möwen“. Wie tief ist sie nur gesunken! Sich von Möwen beklauen zu lassen... In Küstenorten können Touristen anscheinend tatsächlich nur noch unter größten Vorsichtsmaßnahmen an der Strandpromenade ihren Proviant verzehren.

Ich stelle mir gerade meinen Mensch mit ihren Freundinnen vor, in einer Gruppe dicht gedrängt über ihre (Fisch-) Baguettes gebeugt, gehetzte, schlingende Gestalten. Ein Eingeweihter, Fischkutterkapitän Tilo Rössler, von mir insgeheim dazu befragt, bestätigt das Geschehnis sogar für hiesige Regionen an Nord- und Ostsee: „Man hat das Gefühl, dass sich die Möwen taktisch weitergebildet haben und jetzt zusammenarbeiten.“ Eine Möwe schreie eine Proviant-Inhaberin an und lenke sie ab, andere Möwen flögen aus verschiedenen Richtungen herbei und ergriffen die Beute. Dr. Ommo Hüppop (… nein, nicht Hip Hop!) von der Vogelwarte Helgoland beobachtete z. B. eine Möwe, wie sie ein Geschäft betrat, mit dem Schnabel eine Tüte Haribo schnappte und verschwand - ohne zu zahlen, wohlgemerkt! Das sollte ich mir mal erlauben! Zurück zum Thema Möwe, deren Gerissenheit ebenso Legende ist wie ihr Appetit, der sich auf alles Verschluckbare zu richten scheint. Ja dem Verdauungsapparat einer Möwe scheint nichts gewachsen zu sein, abgesehen von Samsung-Handys, Sonnenbrillen und Stehrollern.

Ihre Schläue lässt Fachleute staunen bis schaudern; vor Jahren schon, als die Tiere noch mit traditioneller Nahrung auskamen und in größeren Gruppen so lange mit ihren Füßchen auf einem Acker herumtrampelten, bis die Würmer das für Regen hielten und hervorkrochen – praktisch direkt in den Möwenschnabel.

Madeleine Goumas von der University of Exeter experimentierte: Nutze man Pommes frites als Köder, näherten sich von den anwesenden Möwen 36 Prozent dem Fraße, wenn sie sich unbeobachtet wähnen. Blicke man der Möwe jedoch tapfer ins Antlitz, wagten sich nur 26 Prozent herbei. Fazit: Es hilft, die Möwe mutig zu fixieren, wenn man beabsichtigt, in Küstennähe zu speisen – kenn ich irgendwoher, Männer, die auf Möwen starren…

Ich als Bärin bin jedoch dem tieferen Verständnis von Mensch und Möwe verpflichtet. Und ich rate euch Möwen zu folgender, unbedingt Folge zu leistender Anweisung eines lieben Freundes meines Menschen aus Bayern, der stets in Ruhe essen will: „Schleichts eich!“

Danke an SZ und Axel Hacke für die Inspiration

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